Wie alles begann
Dass wir einmal in den eigenen 4 Wänden wohnen wollen stand für meinen Mann und mich schon von Anfang an fest. Wir wissen auch, dass es eine Lifestyle-Entscheidung ist. Bei Gesprächen zum Thema haben wir häufig mit Freunden und Bekannten diskutiert und nicht selten fiel das Argument, dass Mieten auf dauer günstiger sei als Kaufen/Bauen. Und das kann man nach heutigem Wissenstand nicht mal widerlegen. Zum Glück muss man das auch nicht. 😉 Wir wissen, dass wir als Mieter (fast) keine Instandhaltungskosten zu tragen haben und wir die ordentliche Differenz zwischen Kaltmiete und Annuität jeden Monat als Geld anlegen könnten, um davon im Alter zu leben. Selbst bei der aktuellen Zinslage kommt man da recht schnell auf eine Pro-Miete-Rechnung, wenn man Instandhaltung des Eigenheims und generell die Kosten für Eigentum heutzutage mit einrechnet. Sei es die Makler-Courtage die hier bei uns ordentlich zu Buche schlägt im Falle des Hauskaufs, oder die Grundstückskosten, die in den vergangenen Jahren dank der andauernden Niedrigzinsen horrend in die Höhe geschnellt sind.
Wir möchten es trotzdem, und wir möchten bauen. Neben der finanziellen Seite spielt für uns das Sicherheitsdenken eine Rolle. Wir möchten nicht mit 68 Jahren noch einmal unser gesamtes Hab und Gut umsiedeln müssen, weil jemand bei unserer gemieteten Wohnung Eigenbedarf anmeldet. Wir möchten die Hütte auch idealerweise vor der Rente abbezahlt haben. Was mit Geld und dem Finanzmarkt in der Zukunft passiert steht in den Sternen. Ob die Zinsen steigen oder fallen, ob der Euro bleibt, ob was ganz anderes kommt… ob unsere paar Kröten, die wir in ETF stecken, uns in der Rentenzeit wirklich ein paar Urlaube finanzieren können bleibt zu hoffen, aber darauf bauen würde ich nicht. Da ist das Sprichwort: „darauf bauen“ – kommt ja nicht von ungefähr. Stein bleibt. Wir verfechten die Ansicht, dass auch ein in die Jahre gekommenes Häuschen uns hoffentlich im Alter noch die Köpfe trocken halten kann wenn’s regnet – und wenn’s bis dahin komplett uns gehört, umso besser.
Unsere Lifestyle-Entscheidung „Eigenheim und Eigenbau“ stand also schon fest. So in ein paar Jahren, war der Plan. Eine Baufinanzierung ist eine große Sache. Erstmal umschauen.
Das Umschauen fingen wir auch sofort an, denn das kann ja nichts schaden, dachten wir. Und wir beobachteten, etwa ein Jahr lang, wie alles immer und immer teurer wurde. Wenn man reine Grundstücks- und Baupreise anschaut könnte man denken „geht ja noch“, aber wir haben mit ein paar Leuten gesprochen die vor kurzem erst gebaut hatten, und uns ein paar realistischere Zahlen sagen lassen, mit denen man rechnen sollte. Und wir sind zu dem Schluss gekommen: Wir ziehen auf’s Land.
Ein paar unserer Freunde halten uns für völlig Gaga. Wir handeln uns mit dem Entschluss eine Pendelzeit von 25-35 Minuten ein. Je nach Verkehr. Aktuell pendeln wir vielleicht 15-20 Minuten. Ich lag ehrlichgesagt schon immer bei etwa 30, da ich vom Parkhaus noch etwas Gehweg zum Büro hatte. Nichts dramatisches, aber wenn man ehrlich ist nahm sich das, rein zeitlich, nicht besonders viel. Der Unterschied zwischen „durch die Stadt pendeln“ und „aus der Stadt auf’s Land pendeln“ scheint aber in den Köpfen der Leute richtig was zu verändern – sogar bei mir selber. Obwohl ich weiß, dass die Zahlen sich, rational betrachtet, nur wenig verändern, kommt es mir vor als würden wir unfassbar weit in die Pampa ziehen. Als würde sich die halbe Stunde auf eine volle aufblähen. Wir sind die Strecke gefahren und haben die Zeit gemessen. Bei wenig Verkehr, da Wochenende: 22 Minuten. Von meiner aktuellen Stadtrand-Wohnsituation ins Zentrum brauche ich bestimmt auch 20 Minuten. Trotzdem in Teilen des Freundeskreises völliges Unverständnis, wie wir uns das zumuten können, und ich selbst hänge mit drin. Ich muss mir manchmal die Strecke auf der Karte anschauen, um wieder zu merken – warte mal, so wild isses ja gar nicht.
Wir mussten uns entscheiden – ohne Kompromisse würde es nicht gehen, ohne im Lotto zu gewinnen. Auf der einen Seite des Dreiecks stand die Distanz zu Stadt/Arbeit als Stellschraube. Auf der zweiten Seite die Summe an Geld die wir auszugeben bereit sind. Und auf der dritten Seite die Qualität / Größe / Ausstattung der Immobilie die wir möchten. Wir hätten auch in der Stadt etwas in unserem Budget bekommen. Etwas aus 1927, das man quasi grundsanieren muss. Davon haben wir keine Ahnung, und das müssen wir einsehen. Wir sind beide ITler. Wir haben Freunde gefragt – handwerklich deutlich begabtere Freunde als wir – die kürzlich ein älteres Haus gekauft, umgebaut und renoviert haben. Deren Aussage deckte sich mit anderen Einschätzungen die wir dazu gehört hatten: „Für das Geld, das wir am Ende reingesteckt haben, hätten wir auch neu bauen können.“. Das kam für uns schon wenig in Frage, zumal wir alles machen lassen müssten. Wir sind keine Selbermacher. Wir hatten auch interessehalber mal bei einigen Häusern die gar nicht so übel aussahen, für den Preis der aufgerufen wurde, nach Besichtigungsterminen gefragt. Nur um dann wiederholt von Maklern zu hören „das ist aktuell schon reserviert, ich melde mich falls es wieder frei wird“. Üblicherweise bei Anzeigen die mit „neu eingestellt“ markiert waren. Das war schon etwas ernüchternd. Moment mal? Wollten wir nicht eigentlich erst in ein paar Jahren – naja wir schauen ja nur. 😉
Parallel hatten wir bei einem Bauunternehmer aus der Region einen Termin erbeten. Wir wollten mal durchsprechen was so geht, was sowas kostet, uns ein Bild davon machen was wir uns leisten können, welche Extras wie teuer wären, und so weiter.
Vor diesem Termin schauten wir uns um, wo man überhaupt bauen könnte. Baugrundstücke direkt in der Stadt zu finden ist hier unmöglich bis unbezahlbar. Das beobachteten wir schon seit Monaten. Wir schauten uns also den weiteren Umkreis an und wurden immer weiter ernüchtert. Alles in 10-15km Distanz zur Stadt, der klassische Speckgürtel, fast genauso teuer wie die Stadt selbst. Alles nur noch vom Makler zu haben, mit ordentlich Gebühr obendrauf. Ich wollte wissen wo man denn mal noch Land direkt von der Gemeinde bekommen kann. Ich recherchierte weiter mit Google Maps. Besuchte statt Immo-Portalen die Webseiten der umliegenden Gemeinden und wurde erneut ernüchtert: Neue Baugebiete in Planung, Newsletter per eMail, alles schon verkauft, alles schon reserviert, wir arbeiten dran. Bei einer einzigen Gemeinde in attraktiver Nähe zur Stadt fand ich Baugebiete auf die man sich „bewerben“ konnte.
Das Bewerbungsverfahren kannte ich schon aus meiner eigenen Stadt. Die Bauplätze wurden auf unterschiedliche Gruppen verteilt – Singles, kleine Familien, große Familien, Bedürftige, usw. – und in der jeweiligen Gruppe musste man Punkte sammeln. Arbeitsplatznähe und Leute die schon lange zur Miete in der Stadt wohnten hatten Punktvorteil. Unter allen punktgleichen Bewerbern entscheidet das Los. Wir hatten an solch einer Bauplatz-Lotterie teilgenommen („falls wir da gelost werden sollten wir das Bauvorhaben auf jeden Fall vorziehen!“). In unserer Kategorie hatten wir die meisten Punkte die man erreichen konnte. Wir landeten auf Platz 39 im Wettbewerb um 3 Plätze, und leider sind vor uns keine 36 Leute abgesprungen, daher gingen wir leider leer aus.
In besagter, naheliegender Gemeinde gab es nun auch so ein Losverfahren – nur, dass wir dort nicht im entferntesten eine Chance auf maximale Punkte hätten, da wir dort noch keine Einwohner sind. Entsprechend hätte jeder Anwohner dieser Gemeinde vor uns das Vorrecht, weswegen auch diese Bewerbung nicht vielversprechend schien.
Ich scrollte auf Google Maps immer weiter nach draußen, Gemeinden priorisierend nach Autobahnanbindung, bis ich tatsächlich auf ein süßes, kleines Nest stieß, in dem Bauplätze auf der Webseite beworben wurden. Ein Neubaugebiet. Von 30 Plätzen waren noch 2 frei. Keine Bewerbung, man musste sich dort nur melden. Reservieren konnte man zunächst mal unverbindlich. Die Anbindung zur Arbeit schien unterhalb unserer Schmerzgrenze, welche wir mit 40 Minuten festgelegt hatten.
Zwei Tage später hatten wir in der kleinen Gemeinde einen Bauplatz reserviert. Knapp 1000 m². Fortsetzung folgt. =)
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