Lasst uns über Geld reden
Eine der Fragen die ich öfter gestellt bekomme und die vermutlich alle angehenden Bauherren bewegt: Was wird mich das Haus am Ende kosten, mit allem drumherum und drin und dran?
Eine Frage auf die man häufig keine guten Antworten bekommt. Ich werde das hier und heute ändern. 😉
Warum kriegt man darauf nie eine gescheite Antwort?
Kurz und knapp: Weil der Endpreis so individuell ist wie euer Traumhaus. Es wäre ein fataler Planungsfehler eure Kalkulation bei einem anderen Bauvorhaben abzupausen.
Ich schlage euch daher eher vor eine eigene Planung anhand eurer konkreten Wünsche aufzustellen. Weil das aber ganz am Anfang der Planung nicht so einfach ist, möchte ich hier ein paar Dinge aufzählen an die man denken sollte.
Ich beschränke mich in diesem Blogbeitrag auf das Verfahren „Grundstück selbst kaufen, dann Bau mit Generalübernehmer“. Ich weiß, dass es auch auf viele Arten anders geht, damit habe ich aber keine Erfahrung.
Grundstück und Grundstückskosten
Grundstücke sind heutzutage rar und vielerorts teuer. Ich persönlich bin kein Fan von teuren Grundstücken. In der Stadt in der wir gerne gebaut hätten wäre ein Grundstück so teuer gewesen, danach hätten wir darauf nur noch zelten können. Welchen maximalen Grundstückspreis sich ein Bauherr leisten kann, kann man pauschal wieder nicht sagen.
Wir haben unser Grundstück gefunden indem wir auf Google Maps um unseren Wunschwohnort immer weiter nach außen gezoomt haben. So lange, bis wir eine Gemeinde gefunden hatten von der wir ein Grundstück direkt kaufen konnten, ohne Versteigerung oder Bewerbungsverfahren. Damit haben wir einen fairen Quadratmeterpreis bekommen, ein gut erschlossenes Grundstück im Neubaugebiet und sparen uns Maklergebühren. Unsere Pendelstrecke in die Stadt beträgt 25-35 Minuten.
Eine gute Anlaufstelle für solche Grundstücke ist in Niedersachsen die „NLG“ – die Niedersächsische Landgesellschaft. In anderen Bundesländern gibt es vermutlich ähnliche Institutionen in öffentlicher Hand, da hilft euch Google weiter.
Neben dem reinen Grundstückspreis solltet ihr noch die Notarkosten, die Grunderwerbssteuer und mögliche Erdarbeitskosten bedenken. Notar und Grunderwerbssteuer kann man sich ergooglen, die Kosten sind ziemlich fix. Für den Notar kalkulieren viele Bauherren mit 1,5% des Grundstückspreises. Ich würde eher mit 2% kalkulieren, das ist sicherer. Wir lagen irgendwo dazwischen.
Die Erdarbeitskosten sind sehr unterschiedlich und im Voraus sehr schwer planbar. Es kommt auf die Bodenbeschaffenheit eures Grundstücks an. Generalunternehmer haben üblicherweise in ihren Bauleistungsbeschreibungen genannt mit welcher Auskofferungstiefe sie kalkulieren / was im Baupreis inklusive ist. Tiefer auskoffern wird teurer.
Wie euer Boden beschaffen ist, ob etwas geräumt werden muss, ob ihr am Hang baut, Felsen/Stein im weg sind, alte/große Bäume – es gibt viele Möglichkeiten. Überlegt für euer Grundstück.
Unser Grundstück sah nach einem Stück Wiese aus als wir es gekauft haben. Keine Hindernisse. Aber im Norden, hier kann es schon mal moorig sein. Es gibt die Möglichkeit ein Bodengutachten in Auftrag zu geben, das kostet etwas Geld. Gibt euch aber keine 100% Sicherheit. Das Erdreich verläuft wellenförmig und es gibt keine Garantie, dass nicht 1 Meter neben eurer Bohrung doch schlechtete Verhältnisse herrschen und tiefer ausgekoffert werden muss.
Wir haben für diese Boden-Eventualität (sonstige, sichtbare Beschaffenheiten gabe es bei uns keine) einen Puffer von etwa 5000€ einkalkuliert. Das war ein Mittelweg. Hätten wir eine Pfahlgründung gebraucht wären wir locker bei Mehrkosten im 5stelligen Bereich gelandet. In unserer Bauleistung waren 40cm Auskoffern enthalten. Wir mussten am Ende etwa 80cm auskoffern. Die Mehrkosten lagen da bei etwa 1350€.
Weitere 2500€ Mehrkosten (ca.) haben wir zu dem Zeitpunkt in die Befestigung unseres späteren Carport- / Auffahrt-Bodens investiert, damit Schwerfahrzeuge diese befahren können. Mit unserem Puffer kamen wir also ganz gut hin. Wer es sich leisten kann und ruhiger schlafen möchte plant mehr Puffer ein.
Hauskosten und Katalogpreise
Eine der großen Fragen für uns als wir in die Planung gestartet sind: Katalogpreise von Bauunternehmen – was kommt da noch obendrauf? Pauschal kann man auch das nicht beantworten, aber ich glaube es gibt kaum eine Familie die keinen Cent für weitere Ausstattung ausgibt.
Dinge die ihr im Hinterkopf behalten solltet:
KFW-Voraussetzungen
Überlegt euch ob ein Haus mit KFW-Standard für euch wichtig ist. Wollt ihr die Förderung mitnehmen? Wir hatten großes Glück und konnten unsere Finanzierung mit den neuen KFW-Bedingungen von 2020 abschließen. Der Tilgungszuschuss von 15% und die top Zinsen auf 120.000€ sind nicht zu verachten.
Um den KFW-Standard zu erreichen kommen aber vermutlich auch höhere Baukosten auf euch zu – pauschal ist das nicht zu beantworten, das kommt darauf an was ihr geplant habt. Unser Haus war schon vorher ziemlich nah dran. Wir mussten noch eine Perimeterdämmung ergänzen für rund 2500€ und einen Energieberater beauftragen. Gesamtkosten für den Berater lagen bei 3500€ wovon 50% von der KFW als Zuschuss erstattet werden (sollten – wir kämpfen da gerade noch mit der Bürokratie-Maschine).
Wie hoch die Mehrkosten für KFW ausfallen kann man aber nicht pauschal sagen, das hängt vom Hausbauprojekt ab und wie viel davon bereits erfüllt ist. Am besten direkt bei Bauunternehmen nachfragen wie weit deren „Standard“ davon abweicht.
Sohlplatte, Keller, Bodenbeschaffenheit
Wir haben einen Aufpreis bezahlt für eine Biegesteife Sohlplatte. Kostenpunkt knapp 4000€, geschuldet war das den Ergebnissen des vorliegenden Bodengutachtens. Wir haben in Norddeutschland gebaut und unser Bauträger sah das als notwendig an.
Erhebliche Mehrkosten – je nach Boden und wo man wohnt – fallen für einen Keller an. Hier im Norden wird selten mit Keller gebaut, hauptsächlich weil das extrem teuer wäre. In andere Regionen kann es anders aussehen. Ich kann auf diese Themen nicht näher eingehen da ich nur unser Haus als Erfahrungswert habe. Fragt potentielle Mehrkosten dafür am besten für euer Projekt spezifisch frühzeitig bei den Bauunternehmen an.
Schmuck, Lifestyle und der Feature Creep
Aufpreise für Zierelemente
Die größten Posten und Verantwortlichen für sehr unterschiedliche Baupreise sind die individuellen Wünsche der Bauherren. Daher kann man sich auch nicht von anderen Bauherren pauschale Preisinfos abholen – denn es gibt unzählige Details bei Ausstattung und Innenausbau die hier eine Rolle spielen.
Ich liste mal ein paar Sachen auf die für uns (Klinkerbau) eine Rolle spielten: Wahl des Klinkers und der Fugenfarbe. Wir haben einen Klinker gewählt der im Standardpreis enthalten war. Es gibt aber auch höherpreisige Verblender. Auch eine andere Fugenfarbe hätte ggf einen Aufpreis gekostet. Wir haben einen Aufpreis gezahlt für die Stichbögen – die Rundbögen aus Verblendersteinen oberhalb der Fenster und Türen – von knapp 2000€ .
Auch gemauerte Zahnleisten / Zierleisten an der Hausfassade kommen mit Aufpreis. Das hatte uns zunächst verwundert, erklärt sich aber durch den Mehraufwand an Arbeitszeit die das Maurerteam damit hat.
Ebenfalls aufpreisig aber von mir absolut gewünscht waren die Sprossenfenster. Diese wirken sich sogar geringfügig negativ auf die Energiebewertung aus. Wir haben Sprossenfenster gewählt bei denen die Sprossen innen zwischen den Scheiben liegen. So lassen sie sich wie normale Fenster putzen, sehen optisch aber wie Landhaus-Fenster aus. Der Aufpreis für (bei uns) 87 Sprossenfelder lag bei knapp 650€.
Aufpreise für praktische Details
Mögliche Aufpreise im Innenausbau für praktische Features die das Leben runder machen sollen: Einen Podest für Waschmaschine und Trockner mauern lassen, ein Shampoofach in der Dusche mauern lassen, eine Nebeneingangstür im Hauswirtschaftsraum, einen Wäscheabwurfschaft vom Bad zum HRW bauen lassen, ein extra Waschbeckenanschluss im HWR. Auch unsere bodengleiche Dusche mit Ablaufrinne zählt hier zu den Aufpreis-Features. Die Liste ist fernab jeden Anspruchs auf Vollständigkeit. Was ihr braucht wisst ihr nur selbst am besten. 🙂
Aufpreise bei Sanitär und Heizung
Hier kommt es darauf an was bei eurem Angebot / favorisierten Bauunternehmen bereits laut Bauleistungsbeschreibung geboten wird, und ob euch das ausreicht. In unseren Katalogpreisen war für die Häuser vorgesehen: Gas-Heizung, Heizkörper, ein Handtuchheizkörper im Bad und eine dezentrale Lüftungsanlage.
Um rauszufinden was eure favorisierten Bauunternehmen bereits standardmäßig bieten müsst ihr deren Bauleistungsbeschreibungen sehr genau lesen. Das ist am Anfang sehr anstrengend weil euch – wenn es euch geht wie uns – ein Großteil der Begriffe erst einmal nichts sagen wird. Keine Sorge: Bis Ende eures Bauvorhabens habt ihr das Teil 200 mal gelesen und kennt es auswendig. 😉
Wir wollten lieber eine zentrale Lüftungsanlage statt einer dezentralen. Für die Gründe hierfür gibt es bessere Blogs von Leuten die davon deutlich mehr Ahnung haben als ich. 😉
Außerdem haben wir statt einer Gas-Heizung eine Luft-Wasser-Wärmepumpe gewählt, und dazu passend natürlich auch eine Fußbodenheizung.
Bei uns ist es ein Kombigerät geworden (Tecalor THZ 504, quasi baugleich mit der ähnlich bezeichneten Stiebel-Eltron LWWP). Das bietet uns die zentrale Lüftungsanlage, Warmwasserbereitung und Heizung.
Der Aufpreis für die Fußbodenheizung inklusive engerer Rohrdichte und für die LWWP inkl. Lüftungsanlage lag insgesamt bei etwa 23.000€. In unserem Fall kam für dieses Gerät eine BAFA-Förderung zum Tragen, daher fiel das Vorhaben unterm Strich nicht ganz so teuer aus.
Auch wenn wir bei einer Gastherme zum Heizen geblieben wären hätten wir trotzdem mit Fußbodenheizung gebaut und eine zentrale Lüftungsanlage gewählt. Die Aufpreise dafür hätten bei mindestens 10.000€ gelegen.
Bei unserem Bauunternehmen waren eine vollständige Bad-Ausstattung im Standardpreis enthalten. Man hätte also etwas auswählen und loswohnen können, weswegen ich hierauf nicht zu sehr eingehe. Prüft, ob euer Bauunternehmen das auch bietet, und ob ihr in deren Ausstellung etwas findet was euch zusagt. Falls ihr vom Standard abweicht wird der Sanitärbetrieb euch sicher gerne andere Sachen anbieten, das wird aber entsprechend mehr kosten.
Wir haben Waschtische und Spiegel aus dem Angebot rausnehmen lassen (gegen entsprechende Erstattung) und diese in Eigenleistung zusammengesucht.
Wanne, WCs, Toilettenpapierhalter, Armaturen haben wir über den Bauträger machen lassen und aus deren Ausstellung ausgesucht. Wir sind hier nicht die anspruchsvollsten Bauherren gewesen, kamen aber mit der Auswahl im Standard nicht aus. Wir haben eine etwas größere Badewanne, spülrandlose WCs und eine Unterputz-Armatur für die Badewanne ausgesucht. Mehrkosten dafür beliefen sich auf etwa 500€.
Aufpreise bei Elektro
Auch hier hängt es von euren individuellen Wünschen ab, und davon was seitens der BLB bereits standardmäßig im Hausangebot enthalten ist.
Erfahrungsgemäß fallen bei Elektro häufig Mehrkosten an. Am üblichsten sind weitere Steckdosen die über das Angebot hinaus verbaut werden sollen. Auch wünschen sich Bauherren häufig LAN-Dosen für den Anschluss von Rechnern, Geräten und/oder Access Points. Bei manchen Bauunternehmen sind bereits LAN-Dosen im Standard enthalten, jedoch häufig nicht in ausreichender Anzahl.
Besonderes Augenmerk möchte ich hier noch einmal auf die andere Seite der Dosen lenken: Ist im Standard auch ein Patchpanel und ein Patchen der Kabel in eurem Anschlussraum enthalten? Bei uns war das in der BLB nicht ganz klar geregelt, es waren zwar LAN-Dosen im Standard enthalten, doch da stand nichts zur „anderen Seite“. Der Elektrosubunternehmer wollte für das Patchpanel und Patchen der Kabel einen Aufpreis von knapp 1000€, das Angebot lehnten wir ab. Bei uns hingen die Kabel letztenendes bei Bauübergabe lose aus der Wand im HWR – nicht ganz ideal.
Weitere Punkte die zu Mehrkosten führen können: Sind weitere Stromkreise erwünscht (bei uns ist z.B. das Büro separat abgesichert)? Sollen Bewegungsmelder verbaut werden? Werden weitere Deckenauslässe / Lichtschalter benötigt? Soll im Außenbereich Strom verlegt werden für Gartenbeleuchtung, Terrassenbeleuchtung, Beleuchtung des Hauses selbst, Eingangsbeleuchtung, Carport, usw – Erfahrungsgemäß wird im Standard vieler BLB der Außenbereich nur sehr spärlich abgedeckt.
Ein Tipp wäre auch, sich eine Vorbereitung für Photovoltaik oder ggf. SAT-Anlage legen zu lassen, falls die Anlagen nicht direkt mitgebaut werden. Eine Vorbereitung für eine PV-Anlage kann während des Neubaus recht preisgünstig mitverlegt werden. An einem bestehenden Gebäude nachzurüsten ist da deutlich aufwändiger.
Überlegt ob ihr SAT und Telefondosen braucht. Wir haben uns gegen beides entschieden, da wir nichts davon nutzen. Auf dem Festnetz ruft sowieso höchstens noch die Mutti an – das kann man auch an die Fritzbox anschließen. Und SAT-Fernsehen haben wir seit Jahren nicht geschaut. Bei uns läuft sämtliche Kommunikation und TV über den Glasfaseranschluss. Wir haben gar keinen Telekom-Anschluss mehr ins Haus legen lassen.
Neben diesen gewöhnlichen Dingen möchten heute auch viele Bauherren KNX oder Smart-Home-Vorbereitungen legen lassen. Dazu kann ich leider keine Erfahrungen liefern, aber informiert euch im Vorfeld über Preise falls das für euch relevant ist.
Aufpreise für besondere Ausstattung
Die zwei wichtigsten die mir einfallen: Klimaanlage und / oder Photovoltaik-Anlage, ggf. mit Speicher. Auch Ladesäulen für E-Autos werden für viele Hausbesitzer interessant.
Überlegt euch was davon ihr möchtet / braucht. Die Klimaanlage hat für uns schöne Synergien mit der Photovoltaikanlage – sowas kostet viel Strom, aber wenn man die Klima im Sommer braucht kommt meistens auch Strom vom Dach welchen die Heizung dann nicht braucht. 🙂
Wir haben noch ein paar Tausend Euro extra investiert in Softwarelösungen die die Wärmepumpe und die PV-Anlage kommunizieren lassen. Und natürlich uns überwachen lassen was die PV-Anlage macht. So wird bei überschüssigem PV-Strom zB unser Warmwasser auf eine höhere Temperatur erhitzt um möglichst viel unserer erzeugten Energie selbst zu nutzen. Ob sich der Mehrpreis für diesen Automatismus in den nächsten 100 Jahren finanziell gerechnet hat möchte ich an dieser Stelle anzweifeln. Aber der Spaßfaktor ist nicht zu unterschätzen. Das Glücksgefühl auf dem Display zu sehen wie viel Strom man gerade erzeugt und dann schnell die Spülmaschine / Waschmaschine einzuschalten – das macht schon Laune. Mit der passenden Steckdose – freilich mit einem deftigen Aufpreis – könnten wir auch hier nachrüsten, dass das automatisch passiert. 😉
Böden und Wände
Bei unserem Bauunternehmen waren Fliesen bis zu einem Preis von 35€ / m² im Standard enthalten. Das ist schon ganz ordentlich und deckte auch eine breite Palette an Fliesen im Format 30×60 ab. Da wurden wir problemlos fündig – falls ihr als Bauherren aber spezielle Ansprüche an eure Bodenbeläge habt, dann muss man hier ggf mit Aufpreisen kalkulieren. Gerade großformatige Fliesen sind teurer, sowohl Material als auch Verlegung. Wir hatten uns den Bereich der Diele interessehalber ausrechnen lassen für eine sehr großformatige Fliese die wir schön fanden. Der Mehrpreis hätte bei gut 1200€ gelegen, das war es uns nicht wert.
Unser Kataloghaus enthielt die Fliesen für Bad/WC (Böden und Nassbereiche halbhoch gefliest), außerdem für Küche, Diele und Hauswirtschaftsraum. Die Bodenbeläge für die restlichen Zimmer waren nicht enthalten. Auch keine Malerarbeiten. Das Haus wurde übergeben mit Putz Qualitätsstufe Q2, welcher geeignet ist um Raufaser-Tapete aufzunehmen.
Was ihr daraus machen wollt liegt dann bei euch – und damit auch was es kosten wird. Könnt ihr Böden selbst verlegen? Wände selbst schleifen / tapezieren / streichen? Was möchtet ihr, wie glatt möchtet ihr es, wer soll es machen?
Das Haus nach Übergabe auf Putz in Q3 / Q4 Qualität hocharbeiten und mit Malervlies versehen / streichen zu lassen kann gut und gerne Mehrkosten im 5stelligen Bereich verursachen.
Wir haben via MyHammer einen Maler gefunden der uns den Q2 Putz grob etwas geschliffen und mit Vliesfaser tapeziert hat, für etwa 1/3 des Preises den wir für die „professionelle Wandgestaltung“ bezahlt hätten. Allerdings ist das qualitativ auch nicht zu vergleichen. Das muss der Bauherr entscheiden. Qualität und glatte Wände kosten allerdings richtig viel Geld, so meine Erfahrung.
Die Bodenbeläge haben wir ebenfalls an unsere Hausbaufirma übergeben. Das wurde von einem Subunternehmer übernommen, die Qualität der abgelieferten Arbeit fanden wir aber sehr gut. Wir haben hochwertigen Designboden in Holzoptik im ganzen restlichen Haus verlegen lassen. Das Vinyl wurde vollverklebt verlegt und wir haben dafür knapp 10.000€ Mehrkosten gehabt.
Baunebenkosten
Hauseinführung und Hausanschlüsse
In Niedersachsen mittlerweile Pflicht: Die Mehrspartenhauseinführung. War bei uns im Katalogpreis nicht enthalten, kam mit etwa 1000€ obendrauf.
Wir haben Wasser, Strom und Glasfaser ins Haus legen lassen. Der Gasanschluss entfällt da wir mit Strom heizen und kochen. Das sparte uns grob 2000€. Auch gegen einen klassischen Telekom-Anschluss haben wir uns entschieden. Das sparte noch mal 700-1000€ geschätzt.
Insgesamt kamen wir dadurch mit weniger als 4000€ hin für unsere Hausanschlüsse. Auch hier gilt: Das sind nur Orientierungswerte, prüft anhand eurer örtlichen Gegebenheiten was die Anschlüsse konkret kosten werden. Plant auch hier Puffer ein – man weiß ja nie.
Versicherungen
Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherrung, Feuerrohbauversicherung. Letztere war bei uns inklusive da wir direkt eine Police für eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen haben. Erkundigt euch, das wird oft angeboten.
Vermessungskosten
Dieser Posten fällt deutlich höher aus als ich erwartet hätte. Amtliche Lagepläne, Höhenplan, Grob- und Feinabsteckung und ganz am Ende nach dem Bau noch einmal das Einmessen des Gebäudes und die Eintragung beim Katasteramt. Insgesamt haben sich hier mehrere tausend Euro aufsummiert.
Weitere Posten
Den Rest mal als Liste – keine Gewähr auf Vollständigkeit 😉
- Baustrom (Baustromkasten, Anschluss, Abschläge)
- Bauwasser
- Bauanzeige / Antrag Baugenehmigung (je nach Gebiet/Bundesland)
- Anschlüsse für Schmutz- und Regenwasser
- Energieberater (ggf.)
- Sachverständiger (ggf.)
Last but not Least – der große Posten „Sonstiges“
Wer baut braucht noch viele andere Sachen am / ums Haus.
Wir haben z.B. wie viele Bauherren ohne großartiges Garten-Budget geplant. Ach der Garten – das machen wir so nach und nach. 😉
Aber nach der Bauphase darf man sich fragen: Wie realistisch ist das wirklich? Das fertige Haus steht nämlich dann inmitten von Sand, Dreck und aufgeschütteten Haufen Muttererde. Kein schöne Anblick am Frühstückstisch. Je nach Geschick kann man da natürlich Eigenleistung erbringen, aber ganz ohne finanziellen Invest wird es auch dann nicht gehen. Sollte man im Hinterkopf behalten.
Außenanlagen
Neben dem Garten sollte man bedenken: Pflasterung / Befestigung einer Auffahrt, Hausumrandung, Terrasse? wie soll diese beschaffen sein? Welches Material?
Carport oder Garage? Terrassenüberdachung gewünscht? Sonnenschutz? Mülltonnen-Garage? Sichtschutzzaun?
Umzug
Ob mit Firma oder mit Freunden: Der Umzug kostet immer Geld. Materialien zum Verpacken, Transporter, etc. Dafür gibt es eigene Blogs/Listen, daher gehe ich hier nicht näher darauf ein.
Malerarbeiten -> Fußleisten
Je nachdem für welche Art Malerarbeiten ihr euch entschieden habt – Eigenleistung, über Bauunternehmen oder selbst eine Fachfirma beauftragen – bedenkt, dass ihr Fußleisten braucht. Es gibt gespaltene Meinungen ab wann man diese anbringen sollte. Im Neubau wird aber häufig geraten damit mindestens 1/2 bis 1 Jahr zu warten.
Das heißt ihr müsst vermutlich gesondert die Fußleisten im Haus anbringen. Entweder in Eigenleistung oder von der Fachfirma.
Möbel und Einrichtung
Ihr werdet ggf. für manche Stellen den Wunsch oder den Bedarf an neuen Möbeln haben. Außerdem nicht zu vergessen: Soll eine neue Küche kommen? Plant dafür sorgfältig euer Budget und eure Wünsche. Am besten so früh wie möglich, die Küchenplanung wird schon sehr früh gebraucht um die Anschlüsse für Wasser und Elektro planen zu können.
Außerdem braucht ihr für das ganze Haus Lampen. Schreinermöbel und Maßanfertigungen schlagen hierbei richtig zu Buche.
Je nach handwerklichem Geschick müsst ihr ggf. auch Geld für Monteuere für das ein- oder andere einplanen.
Fazit
Wie ihr seht ist jeder Bau sehr individuell geprägt und die riesigen Summen die ihr am Ende als Gesamtbaukosten kalkuliert summieren sich aus zahllosen kleinen Posten zusammen.
Bei den aktuell stetig steigenden Baupreisen wird eine realistische Kalkulation eines Bauvorhabens immer schwieriger – und immer wichtiger. Mein ganz genereller Tipp für zukünftige Bauherren lautet daher: Kalkuliert euer Bauvorhaben so akribisch und detailliert wie möglich. Schiebt möglichst wenige Entscheidungen auf später auf. Ihr müsst zu Beginn nicht wissen welche Fliese ihr wo verlegen lasst – ihr solltet aber wissen, ob ihr mit dem Standard-Sortiment eures Bauträgers zufrieden sein werdet oder ob ihr ausgefallenere Wünsche habt die finanziert werden wollen. Macht eine frühe Bestandsaufnahme was euch wichtig ist. Das ist auch wichtig, da die meisten „normalen“ Bauherren die nicht mit unlimitierten Finanzen unterwegs sind im Laufe der Planungen feststellen werden, dass sie Kompromisse eingehen müssen. Für die wenigsten Menschen ist das von Pinterest betankte Traumhaus in seiner Fülle realisierbar. Ich hätte problemlos das doppelte Geld ausgeben können, wenn ich ein Bäumchen hätte auf dem es wächst. 😉
Wir sind gut damit gefahren alle einzelnen Posten so gut wie möglich finanziell abzustecken – auch dank unserer Beraterin Frau Missal von T&M die uns wirklich eine tolle Liste als Hilfestellung an die Hand gegeben hat – und diese jeweils mit etwas Puffer zu kalkulieren.
Im Laufe des Baus hat sich mancher Puffer als zu klein erwiesen und mancher Puffer als zu groß, und insgesamt gleichte sich das Ganze dadurch immer schön aus.
Wir haben insgesamt auch sehr günstig bemustert. Da sind wir sicher eher die Ausnahme als die Regel. Unsere Mehrkosten nach der Bemusterung waren gerade einmal 1700€ für Ausstattung und 1700€ für Elektro-Mehrkosten (für Spots in Küche, Bad und ein paar Kleinigkeiten).
Es gibt aber auch viele Bauherren die mit 20.000€ Kosten kalkulieren für die Bemusterung. Das hängt auch ganz stark davon ab was die Bauleistungsbeschreibung eines Bauunternehmens und die Ausstattung eines Kataloghauses bereits mitbringt. Bei uns war schon recht großzügig Ausstattung eingeplant. Wir haben insgesamt etwa 6000 Euro aufgemustert, konnten aber auch Sachen im Wert von etwa 4400€ streichen welche im Standard enthalten waren und uns vergütet wurden.
Ganz besonders bei diesem Posting würde ich mich über euer Feedback freuen. War dieser Beitrag hilfreich für eure Planungen? Habe ich etwas wichtiges vergessen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
6 Gedanken zu „Lasst uns über Geld reden“
Sehr interessantes Posting. Vielen Dank für Ihre Mühe.
Unser Bau mit T&M steht jetzt gerade in den Anfängen. Wir hoffen, wir haben an alles Gedacht. Einen guten finanziellen Puffer für den Bau, aber auch für die späteren Kosten für die Gartenanlage und Pflasterarbeiten haben wir einkalkuliert.
Das klingt doch vielversprechend!
Ich wünsche ihnen alles gute und viel Erfolg für ihr Bauvorhaben. Ist eine sehr spannende Zeit. 🙂
Hallo Kati,
ich habe einen riesen Respekt wie ihr mit den Mehrkosten zu Elektro ausgekommen seid! Ich kenne die Leistungsbeschreibung von T & M und muss sagen, dass mir die Standard-Elktroausstattung nicht ausgereicht hätte. Darf ich fragen, ob ihr Stand heute mehr Steckdosen/Lanbuchsen/Außenkabel verbaut hättet? Oder seid ihr immer noch zufrieden? Wir hatten ca. 10.000€ Merhkosten, vor allem wegen zusätzlichen LAN-Kabeln (120€ pro Stück).
Danke und viele Grüße
Julian
Hi Julian!
Wir sind bisher immer noch ziemlich zufrieden. LAN-Kabel haben wir außer für’s Elternschlafzimmer eine Dose in jeden Raum gelegt, um flexibel zu sein. Das Büro hat 2x Duplex bekommen und das Wohnzimmer 1xDuplex. Oben im Flur ist auch noch ein LAN-Anschluss für den Access Point. Mehr haben wir nicht gebraucht, bisher vermisse ich auch nichts. Ich glaube in Zukunft wird auch weiterhin mehr in Richtung WLAN gehen. Außer für unsere PCs / zum Arbeiten bzw die Konsole im Wohnzimmer zum Streamen von TV sehe ich keine Notwendigkeit Endgeräte via LAN anzuschließen.
Außenkabel haben wir kaum bestellt und vermissen bisher auch nichts. Ich bin nicht so der Typ für viele Lampen im Garten. 😉 Was ich nachträglich ändern würde wäre eine Steckdose vorne am Haus. Wir haben nur eine im Bereich der Terrasse, und für die Weihnachtsbeleuchtung hätte ich vor dem Haus gerne noch eine. So weit habe ich damals nicht gedacht.
Steckdosen vermisse ich jetzt auch nicht. Ich muss zugeben, dass ich schon noch hier und da Multistecker benutze. Ich finde es nicht schön mir die Wände dermaßen mit Steckdosen vollzukleistern (auch optisch), nur um abgesichert zu sein, SOLLTE man irgendwo mal mehr brauchen.
Den größten Mehrpreis bei Elektro haben wir auch für die Steckdosen bezahlt, aber wir haben hauptsächlich in jedem Raum versucht in jeder Ecke / an jeder Wand mindestens eine zu haben.
Hätte ich unlimited Geld zur Verfügung gehabt hätte ich glaub‘ ich eher richtung Smart Home / KNX investiert. Das war uns aber insgesamt zu teuer. Auch elektrisch gesteuerte Rollladen würde ich nächstes mal nehmen, sollte ich noch mal bauen. Ich finde die Bedienung der manuellen immer noch schneller, aber optisch sind die elektrischen halt wesentlich schöner / dezenter. 🙂
Wir haben die Planungsphase weitgehend abgeschlossen . Was mir jetzt schon unangenehm auffällt ist, das der Verkäufer B. In Achim viele Extras angeboten hat, die dann au ch in den Vertragspreis einfloßen, zugunsten seiner Provision. Wenn man allerdings später erkennt, brauche ich doch nicht und es rausnimmt werden Regiekosten von 3-5 % abgezogen. Deshalb vorher überlegen und nicht in der ersten Euphorie sich zuviel anbieten lassen.
Hi,
ich glaube das kommt immer darauf an wann man es rausnimmt? Ich kann nichts über die Verkäufer aus Achim sagen, zu denen hatten wir keinen Kontakt.
Uns wurde aber auch mitgeteilt, dass wir bei Änderungen nach Planungsabschluss in manchen Fällen diese 5% Gebühr zahlen müssten. Wir hatten den Fall nicht, wir haben alle größeren Positionen schon vor Vertragsschluss geklärt. Im Rahmen der Bemusterung und der Erstellung der Nachträge haben wir viel rein- und rausgeschoben, dabei sind nie Mehrkosten entstanden. Erst nachdem wir die Nachträge alle fertig hatten und daraus dieses finale Dokument erstellt wurde hätten wir diese Gebühr zahlen müssen bei Änderung. Aber wie gesagt, das ließ sich ja vermeiden, daher hatten wir das Problem nicht.
Wer da für Extras Provisionen erhält kann ich nicht beurteilen, darüber hat mit uns niemand gesprochen.